Mittwoch, 16. Februar 2011

Tiefe Narben (Petra Ivanov)

Wiederum in Zürich spielt sich Petra Ivanovs fünfter Fall um den Kriminalpolizisten Bruno Cavalli und die Bezirksanwältin Regina Flint ab. Der Roman „Tiefe Narben“ (Appenzeller Verlag) ist dunkel, unheimlich, spannend und immer wieder sehr realistisch. Eine tote Frau wird gefunden und ihre Verletzungen deuten auf die Handschrift des „Metzgers“ hin. Doch der sitzt seit vier Jahren im Gefängnis. Was mit einer Frauenleiche in der Ruine eines Bauernhauses beginnt, endet damit, dass jeder der Verdächtige sein könnte und die Ermittelnden einander nicht mehr trauen. Die Figuren sind sehr glaubwürdig gezeichnet, die Schauplätze real. Der Roman hat Sogwirkung und bietet nicht nur eine rasante Jagd nach dem Mörder, sondern auch einen sozialkritischen Blick auf unsere Gesellschaft. Petra Ivanovs Bücher sind für mich die beste Lektüre, die der Schweizer Buchmarkt zur Zeit bietet.

Freitag, 11. Februar 2011

River (Donna Milner)

Ein leises Buch, das aber während der Lektüre handlungsmässig mächtig an Fahrt aufnimmt.
Die sehr poetische und lebendige Sprache der Autorin macht einem den Einstieg in die Familiengeschichte leicht. Die Personen beginnen vor dem inneren Auge zu leben, sie gewinnen an Tiefe und lassen einen schliesslich lange Zeit nicht mehr los. Wenn man zuerst den Eindruck hat, "nur" eine Familiengeschichte zu lesen, dann revidiert man spätestens nach der ersten Hälfte des Buches seine Meinung. Das Geschehen wird zu einem Strudel, in den man unweigerlich hineingezogen wird. Man lebt, leidet und liebt mit den Personen mit und erkennt langsam die Tragweite der Geschehnisse, die sich nach dem Eintreffen von "River" ereignet haben.
Ein Buch wie ein guter Song: Ein langsamer, leiser Beginn und eine Story, die die Handlung nach vorne treibt, immer schneller und immer eindringlicher bis zum versöhnlichen Schlussakkord.

Montag, 7. Februar 2011

Unter dunklen Wassern (Bernadette Calonego)

Mit aussergewöhnlich präziser Sprache erzählt die Autorin von Sonjas Suche nach der Wahrheit. Die Personen handeln und denken immer nachvollziehbar, die Landschaft wird beschrieben, so dass man das Gefühl hat, den Westen Kanadas selber bereist zu haben und die Handlungsstränge sind so meisterhaft verknüpft, dass man fast nicht aufhören kann zu lesen.
Selten sind die Bücher, die spannende Handlung sowie genaue und ausdrucksstarke Sprache auf hohem Niveau vereinen. „Unter dunklen Wassern“ ist so eine Rarität. Wunderbar. Düster, eindrücklich, menschlich und einfach unheimlich spannend. Zudem wird die Sehnsucht nach Kanada geschürt, - obwohl man doch einen Roman lang bereits dort war.